Sonntag, 6. Mai 2007

Die Kraft der Vernunft (Kapitel 6)

Das sechste Kapitel handelt von den Jüngern. Sie tragen die Botschaft Jesu in die Welt und mit ihr die Möglichkeit, diese Welt mit einer neuen Gotteskraft zu konfrontieren und zu durchdringen. Sie werden, das wurde schon beim Vaterunser deutlich, mit der Gewalt des Bösen zu tun haben, deshalb wird ihnen die Vollmacht gegeben, Dämonen auszutreiben. Diese für moderne Ohren schwer verständliche Begrifflichkeit deutet Bendikt um. Er sagt, daß die Aufgabe der Jünger es ist, den bösen Kräften in der Welt entgegenzutreten, ihnen eine andere, bessere und stärkere Kraft entgegenzusetzen.

Diese andere Kraft ist - verwunderlich für alle, die den Glauben für eine Denkweise halten, die vor dem Zeitalter der Aufklärung ihre Blütezeit erlebte und seither auf dem Rückzug ist - die Kraft der Vernunft. Benedikt setzt die Begriffe sehr klar gegeneinander, die Dämonie auf der einen Seite, die Vernunft auf der anderen. Das Vertreiben der Dämonen und in gleicher Weise auch das Heilen von Krankheiten gehört zu einem Prozeß, der "die Welt, die aus der Vernunft Gottes kommt, der Vernunft des Menschen übereignet" (Seite 213 ).

Es wird klar, dass sich diese Art von Vernunft an ihrer Schwester, der neuzeitlichen Rationalität, da reibt, wo sich diese nicht an die "Vernunft Gottes" zurückbeziehen läßt. Aber es wird auch klar, daß es nicht die Sache Benedikts ist, sich nach Zeiten zurückzusehnen, in denen die Welt weniger von den Kräften der Vernunft und mehr von den Kräften des Gehorsams und der Ergebenheit durchdrungen war. Nein, das Programm der hellen Rationalität beginnt für Benedikt nicht mit der Aufklärung um das Jahr 1750 herum, sondern mit dem Erscheinen Jesus, der um das Jahr 30 herum damit beginnt, Dämonen auszutreiben und Kranke zu heilen. Duch ihn wird die Welt, um es mit einem Begriff zu sagen, den Benedikt vom radikal Alten zum radikal Neuen wendet: "exorzisiert" (Seite 213).

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