Das erste Kapitel, in dem Benedikt konkret mit der Nacherzählung des Lebens Jesu beginnt, handelt von der Taufe Jesu im Jordan. Im Vorwort hat er bereits gesagt, daß er über die Kindheitsgeschichten erst im zweiten Band berichten wird, so ist klar, warum er in diesem Buch mit der Taufe anfängt. Sie ist Jesu erster Schritt ins öffentliche Leben.
Wichtig ist ihm, zu sagen, daß die Taufe ein historischer Akt ist, keine mythologische Geschichte. Er geht ausführlich auf die Erwähnung des Kaisers (Tiberius) ein, seines Statthalters (Pilatus), der verschiedenen Herodes-Könige, der Priester (Hannas und Kaiphas). Sie alle stellt Lukas in Kapitel 3,1 in ähnlicher Weise an den Anfang seines Berichts, wie er im Kapitel zuvor, in der Weihnachtsgeschichte, Augustus und Quirinus vorangestellt hat und noch ein Kapitel früher, in der Geschichte von Zacharias, den König Herodes. Jesus ist eingebettet in Weltgeschichte, das stellt Benedikt heraus.
Gleichzeitig ist sein Auftreten eingebettet in die Geschichte eines größeren Sinnzusammenhangs, der in den Parallelen von Taufe und Passion aber auch in den Rückbezügen auf die Prophezeiungen besonders des Jesaja deutlich wird. Mit Joachim Jeremias wird der erste prominente moderne Theologe aus dem evangelischen Lager lobend erwähnt (viele weitere werden folgen, ein Blick in das Register verrät es). Der Göttinger Professor (1900 - 1968) hat den Begriff vom "Lamm Gottes" neu verständlich gemacht, Benedikt geht ausführlich auf seine Interpretation ein.
Am Ende des Kapitels steht Jesus als ein lebendiger, wirklicher Mensch vor unseren Augen - und gleichzeitig als der die Zeiten überdauernde "geliebte Sohn", der uns heute noch so persönlich begegnen will wie damals, uns "gleichzeitig" werden will, wie Benedikt sagt.
Jesus ist uns auf eine besondere Weise nahe, das wird mit einem wunderbaren Augustinus-Wort gesagt, ganz am Ende des Kapitels: er ist uns innerlicher als wir uns selbst.
Freitag, 27. April 2007
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