Mittwoch, 25. April 2007

Der Mehrwert eines Wortes (Vorwort)

Es macht Freude, dieses Buch zu lesen, von Anfang an. Er sei "lange innerlich unterwegs gewesen", schreibt Benedikt im ersten Satz des Vorwortes, und er hat sich auf diesem Weg offenbar eingehend nach allen Seiten hin umgeschaut. Er kennt die wichtigsten Werke der modernen Jesus-Forschung, ganze 40 Seiten Anhang beschäftigen sich damit*, er steht mit seinem immensen Wissen in der Mitte seiner Zeit.

Schon im zweiten Absatz des Vorwortes wird die Frage nach dem "historischen Jesus" berührt. Um diesen geht es vermutlich durchgängig in diesem Buch. Und ebenfalls gleich zu Beginn wird die Frage nach der historischen Korrektheit der Berichte über Jesus gestellt und beantwortet: Jesus ist eine historische Person, über die wir Zuverlässiges wissen. Und dann wird ergänzt: er ist mehr als das.

Benedikt zieht für dieses „Mehr“ den Vergleich mit einer allgemeinen Erkenntnis heran: das menschliche Wort hat die Möglichkeit, etwas Größeres in sich zu tragen, einen „inneren Mehrwert“. Das gilt allgemein, aber es gilt besonders für Worte, die in eine "Glaubensgeschichte" eingebettet sind.

Die historisch-kritische Auslegung des Textes sucht den genauen Anfangssinn der Worte zu ermitteln, wie sie an ihrem Ort und in ihrem Zeitpunkt gemeint waren. Das ist gut und wichtig. Aber - abgesehen von der nur relativen Gewissheit solche Rekonstruktionen - ist es wichtig, gegenwärtig zu halten, dass schon jedes Menschenwort von einigem Gewicht mehr in sich trägt als dem Autor in seinem Augenblick unmittelbar bewusst geworden sein mag. Erst recht gilt dieser innere Mehrwert des Wortes, das seinen Augenblick überschreitet, von den Worten, die im Prozess der Glaubensgeschichte gereift sind. Da spricht der Autor nicht einfach aus sich selbst und für sich selbst. Er redet aus einer gemeinsamen Geschichte heraus, die ihn trägt und in der zugleich die Möglichkeiten ihrer Zukunft, ihres weiteren Weges schon im Stillen gegenwärtig sind. Der Prozess der Fortlesungen und Entfaltungen von Worten wäre nicht möglich gewesen, wenn nicht in den Worten selbst solche innere Öffnungen schon gegenwärtig gewesen wären.“ (Seite 18)

*und der Verlag hat zwei Lesezeichenbändchen spendiert, damit man auch weiter hinter im Buch die Seiten nicht verschlägt, man sieht es als Leser mit Dankbarkeit