Mit dem Abschnitt über die Verklärung Jesu (Seite 353 ff.) kommt das Buch an das Ende des Zeitabschnittes, den es betrachten will, ein zweiter Band mit dem Weg von Verklärung zu Kreuz und Auferstehung soll ja folgen. Es schließt sich zwar noch ein zehntes Kapitel über die Selbstaussagen Jesu, dann ist dieses Buch aber, mit seinen 407 Seiten und weiteren 40 Seiten Anhang, zu Ende.
Schon jetzt fragt man sich, was nach dem Lesen dieses Buches sein wird. Möglicherweise ist die Antwort: eine Lebensentscheidung. Diese Entscheidung könnte in die Richtung gehen, ob man bereit ist, in gleicher Weise zu glauben, schlicht und über viele moderne Zweifel erhaben, wie dieser kluge und doch in vielem so kindlich gläubige "Prof. Dr. Papst ".
Er hat schon in den früheren Kapiteln damit überrascht, wie viele Dinge er für Realität hält, die seine Kollegen von der modernen Wissenschaft in Zweifel gezogen haben. Er hat das oft sehr überzeugend getan und sich dabei gerade der besten Mittel dieser Wissenschaft bedient, um damit deren ureigene Skepsis zu widerlegen. Nun muß sich anhand eines äußerst wundersam Geschehens, der Verklärung Jesu, erweisen, ob die Überzeugungsarbeit Benedikts auch dann noch trägt, wenn jetzt übernatürliche Dinge geschehen, Mose und Elia erscheinen, die Kleidung Jesu zu leuchten beginnt.
Hier hilft kein "warum kann es nicht gerade so gewesen sein, wie die Evangelisten es schildern?". Hier müssen andere Deutungszusammenhänge erschlossen werden, und Benedikt gewinnt sie jetzt mehr und mehr aus der Überzeugung, daß die großen Feste des jüdischen Volkes eine prophetische Dimension haben, die wie das "Warten der Mythen" sich danach sehnend ausstreckt, eines Tages Realität zu werden.
Das Vorbild für die Verklärungsgeschichte ist sukkot, das Laubhüttenfest, dessen Sinn sich jetzt in Jesu Erscheinen real erfüllt, indem das Wort Fleisch wird und "unter uns wohnt", seine Hütte bei uns nimmt. Im Zusammenhang mit der Festtradition erscheinen die Geschehnisse auf dem Berg der Verklärung auf einen neue Weise als sinnvoll, auch das oft als Unverständnis gedeutete Petrus-Wort "laßt uns Hütten bauen" wirkt jetzt richtig und angemessen.
Vielleicht ist das eine besondere katholische Lektion, die man hier lernen muß: wenn man die großen kultischen Feiern nur oft genug wiederholt, dann lernt man das innere Geschehen nach und nach so zu begreifen, daß es einen Bezug zur Realität bekommt. Und hier scheiden sich die Wege: der moderne Skeptiker sieht bestenfalls, daß die Realität aus dem Kult heraus "beschworen" wird, der moderne Gläubige sagt dagegen, daß er die wundersame Realität sieht und sie versteht - und daß er sie deshalb versteht, weil ihn die Feiern darauf vorbereitet haben.
Montag, 14. Mai 2007
Abonnieren
Posts (Atom)