Der Schriftsteller Ernst Jünger hat einmal geschrieben "Das Gebet bestätigt die Ordnung der Welt". Er war kein Beter, aber er hat etwas beschrieben, was auch bei Benedikt eine große Rolle spielt: das Gebet als hinhörende Gewöhnung an eine andere, eine größere gedankliche Dimension.
Zwar spielt auch bei Benedikt das Fürbittengebet aus der Sorge und der Anstrengung des Alltags heraus eine wichtige Rolle, ebenso wie das Danken und Loben nach erfahrener Hilfe, aber ihm ist doch wichtig, daß der Beter in einem weiteren Sinne betet und dabei Gedanken zu verstehen lernt, in welche er ohne das Gebet nie Einsicht erhielte.
Dieses Lernen, das in der evangelischem Tradition, aus der ich komme, vielleicht mehr über das Lesen der Bibel und das Hören auf eine Predigt erwächst als aus dem Gebet, geschieht für Benedikt auf das Ziel hin, daß "die Beziehung zu Gott auf dem Grund unserer Seele anwesend ist." (Seite 163)
"Damit das geschieht, muss diese Beziehung immer neu wachgerufen werden und müssen die Dinge des Alltags immer wieder auf sie zurückbezogen werden. Wir werden um so besser beten, je mehr in der Tiefe unserer Seele die Ausrichtung auf Gott da ist. Je mehr sie der tragende Grund unserer ganzen Existenz wird, desto mehr werden wir Menschen des Friedens sein. Desto mehr können wir den Schmerz tragen, desto mehr die anderen verstehen und uns ihnen öffnen. Diese unser ganzes Bewusstsein durchprägende Orientierung, das stille Anwesendsein Gottes auf dem Grund unseres Denkens, Sinnen und Seins, nennen wir das 'immerwährende Gebet'".(Seite 163)
Vor dem Hintergrund dieses immerwährenden Gebetes geht Benedikt auf die einzelnen Bitten des Vaterunser ein und zeigt in vielfältiger Weise, wie man betet und erkennt, erkennt und betet.
Daß unser Gebet auch ein "Mutterunser" sein könnte, für diese Gedanken hat er durchaus Verständnis und fügt einen schönen Abschnitt über die mütterlichen Seiten Gottes ein, übrigens ohne Erwähnung der Maria, die überhaupt im ganzen Buch, blättert man anhand des Registers vor, nicht prominent vorkommt.
Am Ende macht es aber dann doch ganz klar, daß "Mutter" kein Gottestitel sein kann. "Wir bitten, wie Jesus auf dem Hintergrund der Heiligen Schrift uns zu beten gelehrt hat, nicht wie es uns selber einfällt oder gefällt." (Seite 174)
Freitag, 4. Mai 2007
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