Das Register hinten im Buch liest sich wie ein "Who Is Who" der neuzeitlichen Jesusforschung. Mit den von Benedikt herangezogenen und zitierten Professoren Gese, Hengel, Moltmann und Stuhlmacher stellt die Universität Tübingen darin eine recht ansehnliche Gruppe*. Ich habe ein bißchen vorausgeblättert und erwartungsgemäß gefunden, daß auch bis auf Moltmann alle eine lobende Erwähnung bekommen. In jedem Fall haben alle vier genannten, Moltmann eingeschlossen, entlang des Weges, auf dem Benedikt für dieses Buch "lange unterwegs" war, offenbar wichtige Stationen gebildet.
Wenn er in seinem zweiten Kapitel, in dem es um die Versuchung Jesu durch den Teufel geht, eine Geschichte des Russen Solowjew erzählt (Seite 64), in welcher der Antichrist einen Ehrendoktortitel der Universität Tübingen bekommt, dann denkt man natürlich an die Zeit, die Benedikt als Professor Ratzinger in Tübingen verbracht hat. Er ist damals von den aufsässigen Studenten** verschreckt worden und dann 1969 von Tübingen aus nach Regensburg gegangen.
Seiner friedlichen und zunächst einmal alles positiv aufnehmenden Art entsprechend ist bei ihm die Erwähnung des Antichristen nicht der Anlaß für eine scharfe Abgrenzung gegen alles allzu Progressive und Aufgeklärte. Im Gegenteil, er benutzt die Geschichte Solowjews als eine Illustration für die Gefahr, in der jeder steht, der sich mit der Auslegung der Bibel beschäftigt.
Die Versuchung Jesu durch den Teufel in der Wüste legt Benedikt so aus, daß dadurch die Andersartigkeit Jesu gegenüber den gängigen Vorstellungen von einer messianischen Gestalt, damals wie heute, verdeutlicht wird. Ohne das Wort zu benutzen, rührt er an die Frage der Theodizee und räumt offen ein, wie verständlich es ist, daß die Menschen einen Brotkönig in Jesus erwarten, der den Hunger in der Welt stillt.
Am Ende stellt er die Frage, was Jesus der Welt im Sinne eines Vorteils "gebracht" hat. Und er antwortet schlicht: er hat uns Gott gebracht.
* Mich persönlich berührt, daß ich durch eine Reihe von glücklichen Zufällen die von Benedikt zitierten Tübinger Professoren bis auf Stuhlmacher alle in Tübingen gesehen und reden gehört habe. Ich habe 1969 und 1970 in Tübingen Betriebswirtschaft studiert und bin immer wieder einmal in die Vorlesungen der Theologen gegangen. Den Professor Hartmut Gese, laut seinem Kollegen Eberhard Jüngel der "klügste Mann an der Tübinger Universität ", habe ich sogar bei zwei Gelegenheiten im kleinen Kreis aus der Nähe erlebt (und habe Jüngels Urteil bestätigt gefunden).
** Also irgendwie auch durch mich, Schande auf mein Haupt!
Samstag, 28. April 2007
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